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Samstag, 17. April 2021

Interview von Chrono24 mit Uhrmacher Kriescher

 


Ulrich Kriescher ist Uhrmachermeister in der dritten Generation und berät täglich Kunden in Servicefragen. Und das nicht nur in seiner Uhrmacherwerkstatt in Würselen bei Aachen, sondern auch im TV. In der ZDF-Sendung „Kaputt und zugenäht“ hat er bereits zahlreiche Lieblingsstücke repariert. Nun stellt er sich den Fragen der Chrono24-Community.  

Chrono24: Gibt es aus Ihrer Sicht als Uhrmacher einen direkt sichtbaren qualitativen Unterschied zwischen einem Inhouse-Werk und einem ETA-Kaliber? 

Kriescher: Auf den ersten Blick ist für den Laien sicher kein großer Unterschied zu erkennenDie ETA-Werke sehen für die meisten Kunden genauso aus wie ein Großteil der Manufakturkaliber. Nehmen wir beispielsweise ein Rolex-Kaliber 3035 oder 3135. Neben der Tatsache, dass die Werke verschlossen und durch den Gehäuseboden nicht sichtbar sind, besitzen diese keinen feinen Schliff oder Verzierungen, die eine sofortige Unterscheidung sorgen würde. Auch auf der Zeitwaage stehen die ETAKaliber den meisten Manufakturwerken in nichts nach. ETAs sind sehr ausgereift. Sie gelten unter Uhrmachern als regelrechte Traktoren. Dementsprechend angenehm und einfach sind diese Werke einzuregulierenZudem bin ich auch aus einem anderen Grund Fan der ETA-Werke: Ohne diese hätten Einsteiger nicht die Möglichkeit, eine mechanische Uhr im Preissegment von unter 1000 oder gar unter 500 EUR zu bekommen. 

Chrono24: Was war der (Haupt-)Grund, dass Sie sich für die Laufbahn eines Uhrmachers entschieden haben? 

Kriescher: Ich stamme aus einer Uhrmacherfamilie. In drei Generationen sind bisher sechs Uhrmachermeister aus unserer Familie hervorgegangen. Bereits im Alter von 3 Jahren lag ich unter dem Werktiscmeines Großvaters und habe mit Weckerteilen gespieltDie Mechanik selbst hat und begeistert mich immer noch in all ihren Facetten. Wäre ich kein Uhrmacher geworden, dann hätte ich womöglich den Berufsweg eines Industriemechanikers eingeschlagenAuf jeden Fall hätte ich dann auch heute etwas mit Zahnrädchen zu tun.  

Chrono 24: Was ist das Bauteil einer Uhr, das Ihrer Meinung nach am meisten den Charakter einer Uhr ausmacht? 

Kriescher: Für mich wären hier zwei Bauteile zu nennenZunächst das Unruhschwingsystem, welches ganz einfach das Herz der Uhr darstellt. Ebenso sensibel ist dieses Bauteil. Wenn hier etwas schiefläuft, dann kann das fatale Folgen haben. Ähnlich wie ein Herzchirurg ist die Arbeit an diesem Bauteil stets eine Herausforderung und macht den ganz besonderen Reiz ausZum anderen nehmen für mich auch die Zeiger eine prägende Rolle ein. Ganz einfach, weil diese für den Kunden das wichtigste Bauteil sind. Hier und auch nur hier kann der Kunde ablesen, ob die Zeit genau geht und die Uhr ihre Arbeit verrichtet.  

Chrono24: Wenn Sie sich für ein „Lieblingswerk“ entscheiden müssten, welches wäre das? 

KriescherMein Lieblingswerk ist ganz klar das Kaliber 3135 von Rolex. Meiner Meinung und Erfahrung nach gibt es im Uhrmacheralltag kaum ein Werk, das besser und ausgereifter gestaltet ist. Selbst ein „normales ETA-Werk ist nicht so einfach zusammenzubauen. Bei diesem Kaliber passen die Maße, die Kanten sind stets passgenau, es gibt kaum Toleranzen, der Aufbau ist simpel wie effizient. Die Vertigungstiefe ist in meinen Augen immer wieder beeindruckend. Natürlich gibt es Werke wie beispielweise von Patek Philippe, die für das Auge mehr bieten und ausgefeilter sind, aber ich spreche hier ja aus der Sicht der Arbeit eines Uhrmachers. 

Chrono24: Neben „der Zeit“ und „dem Datum“, was ist Ihre Lieblingsfunktion oder -komplikation? 

KriescherGanz simpel: Ich favorisiere „nur Minute, Stunde und Sekunde. Kein Datum, kein Chronograph. Ich möchte das mit einer Aussage von Sir George Daniels, dem Erfinder der Co-AxialHemmung, verdeutlichenDieser hat gesagt: Der Uhrmacher ist nur der Präzision verpflichtet und sonst nichts! Jede Funktion zweigt dem Uhrwerk Kraft ab. Das geht stets auf Kosten der Präzision. Und dieser fühle ich mich vor allem anderen verpflichtet. 

Chrono24: Wie regelmäßig würden Sie eine Uhr zur Kontrolle zum Uhrmacher bringen? 

KriescherIch bin der festen Meinung, dass eine Armbanduhr alle 5-7 Jahre zum Service gebracht werden muss! Nach dieser Zeit stimmen Ölverhältnisse in der Uhr nicht mehr. Ohne Öle/Schmierung entsteht an den Bauteilen zu viel Reibung. Und Reibung bedeutet immer auch Verschleiß. Ich sage nicht, dass die Uhr nach fünf bis sieben Jahren nicht mehr einwandfrei läuft und man den Servicebedarf immer merkt. Doch die Präzision nimmt – gerade bei einer Uhr mit vielen Funktionen — mit der Zeit ab , was ein böses Ende haben kann. Wie mit einem Auto: Man schafft vielleicht auch 150.000km, ohne einen Ölwechsel vorzunehmen. Doch wie sieht es dann mit dem Getriebe aus? Und ist es langfristig einen größeren, womöglich irreparabler Schaden wert? Wer eine Luxusuhr kauft, der sollte diese auch so behandeln. 

Chrono24: Wie sieht, Ihrer Meinung nach, die Zukunft der Uhrmacherbranche ausUnd was wird der nächste „bahnbrechende“ Fortschritt sein? 

Kriescher: Wenn wir die Situation ganz realistisch betrachten, dann ist das Uhrmacherhandwerk bereits so gut wie tot. Es sind aktuell viel zu wenige Uhrmacher in Ausbildung. Das finde ich zunächst sehr schade. Ich sehe hier in den letzten Jahren kaum positive Signale. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle aber kein zu düsteres Bild zeichnen, denn eigentlich ist die mechanische Uhr ohnehin schon ein Anachronismus. Durch Quarz und Smartwatches ist sie im Prinzip technisch bereits überholt, die Beliebtheit mechanischer Uhren ist aber ungebrochen. Deshalb bin ich unsicher, ob man hier von „bahnbrechenden Fortschritten“ sprechen kann. Die Siliziumspirale ist meiner Meinung nach sicherlich ein echter Problemlöser und Fortschritt. Eines der Hauptprobleme, die Anfälligkeit für Magnetismus, scheint dadurch gelöst. Das noch ungelöste Problem ist für mich das der Wasserdichtigkeit. Natürlich gibt es Taucheruhren, die eine gewisse Wasserdichtigkeit aufweisen. Als Uhrmacher weiß ich aber trotzdemdass diese Funktionen häufig durch Einflüsse wie Hitze, Druck und vorhergegangen Stöße eingeschränkt werden. In meiner Werkstatt behandle ich nicht selten Wasserschäden an eigentlich wasserdichten Uhren.  

Chrono24: Wie können Nutzer ihre Uhr zu Hause pflegen?  

KriescherMeiner Meinung nach gehört eine ordentliche Reinigung in professionelle Hände. Am besten lassen Sie die Finger davon und bringen ihr gutes Stück einmal im Jahr zum Uhrmacher. Hier werden das Gehäuse und Werk fachmännisch gereinigtNatürlich kann man Schmutz am Band mit Wasser reinigenDoch bereits an das „Innere“ des Metallbandes, die Hülsen, kommt ein Laie nicht ran und macht womöglich mehr kaputt als dass es sauberer wirdSeifen sind für die Uhrenreinigung gänzlich ungeeignet. Diese enthalten Weichmacher, die an der Dichtung der Uhr vorbeikommen und diese stark beschädigen können. Auch zum Duschen würde ich daher meine Uhr lieber ausziehen. 

Chrono24: Ist ein Uhrenbeweger aus Ihrer Sicht als Uhrmachers ein Must-Have? 

Krischer: Aus meiner Sicht ist ein Uhrenbeweger nur für einen Typus Pflicht: Für einen ewigen Kalender. Einmal eingestellt, sollte dieser immer durchlaufen, mindestens jedenfalls bis zum nächsten Service. Wenn ein Kunde ihn selber einstellt, macht er oft sogar das Werk kaputt. Bei allen anderen Uhren ist es lediglich ein Gimmik, was aber nicht grundsätzlich schädlich ist.  

Chrono24: Welches war das erste Werk, das Sie so richtig begeistert hat und weshalb? 

KriescherDas war zweifellos das Wecker-Uhrwerk, das ich am allerersten Tag meiner Lehre auseinandergebaut und zusammengebaut habeZum ersten Mal habe ich dadurch die Mechanik und Kraft gesehen, die in einer Uhr steckenIch habe quasi zum ersten Mal verstanden, wie das Ganze funktioniert. 

Chrono24: Welcher ist der häufigste Fehler, den Uhrenbesitzer Ihrer Erfahrung nach begehen? 

Kriescher: Das ist definitiv das Verständnis und der Umgang mit wasserdichten Uhren. Als einer von wenigen anerkannten (Uhren-)Sachverständiger für Gerichtsverfahren in Deutschland, habe ich sehr häufig mit diesem Problem zu tun. Vor 50 oder 60 Jahren ist das Thema der Wasserdichtigkeit in der Uhrenindustrie so richtig aufgekommen und seitdem wird viel Werbung damit gemacht. Auch dadurch entsteht beim Kunden die Annahme: Wasserdicht = ein Leben lang wasserdicht. Dabei handelt es sich lediglich um eine zugesicherte Eigenschaft zum Zeitpunkt des Verkaufs. Vereinfacht gesagt: Stößt der Kunde beim Verlassen des Ladens an die Ladentür an, kann die Wasserdichtigkeit durch Verschiebungen oder Defekte im Uhrwerk, an der Lünette oder dem Gehäuseboden etc. negativ beeinträchtigt werden und sollte in Frage gestellt. Eine absolute, in jeder Lage und nach jeder Zeit wasserdichte Uhr, gibt es also nicht. Darauf weisen die Marken natürlich nur ungerne hin. Als Uhrmacher bin ich aber häufig mit dem Ärger der Kunden konfrontiert. Hier würde ich mir einfach etwas mehr Zurückhaltung und Verständnis wünschen.  







Freitag, 15. September 2017

Rolex Cal. 3135, eine Liebeserklärung

Jeder Uhrmacher hat ein Uhrwerk, dass er am Liebsten repariert.
Bei uns ist es eindeutig das Kaliber 3135 von Rolex.

Das 3135 ist keine "Augenweide", jedoch ist die Verarbeitung hervorragend!
Die Schrauben kann man "butterweich" aus- und einschrauben, und die Platinen lassen sich wunderbar montieren.
Einer unserer Uhrmacher sagt immer, dass er die Räderwerksplatine, bei dem Rolex Cal. 3135, in die Luft wirft, die Platine sich mehrfach um die eigene Achse dreht, aufkommt und sitzt.
Das soll heißen, dass die Passgenauigkeit beispielhaft ist.
Leider ist das nicht bei jedem Uhrwerk bzw. Uhrwerkshersteller so!
Zum Schluss kommt noch das hervorragende Unruhschwingsystem, ohne Rücker.
Anhand der Microstella-Schrauben kann man das Unruhschwingsystem wunderbar einregulieren, so dass geringste Gangabweichungen pro Tag möglich sind.

Hier sind ein paar Daten zum Rolex Kaliber 3135


  • Hersteller: Rolex
  • Erstproduktion: 1988
  • Beschreibung: Automatikuhrwerk, Breguetspirale (ab 2008 aus Parachrom blue), Chronometer, Glucydur-Unruhe
  • Funktionen: Zentralsekunde, Datumsschnellschaltung, Sekundenstopp
  • Daten: 12 1/2 Linien (Durchmesser 28,5mm), Höhe 6mm, 31 Steine, 28.800 Halbschwingungen pro Stunde, Gangreserve 50 Stunden



 





Mittwoch, 1. März 2017

Merkwürdige Geschichte rund um eine relativ neue Rolex!

Eine aufgeregt Frau aus Frankreich hat sich bei mir gemeldet und mir eine fast unglaubliche Story erzählt.

Obwohl Ihre Uhr noch in der Garantiezeit  war (mittlerweile seit ein paar Wochen abgelaufen) hat der Service von Rolex Frankreich die Reparatur abgelehnt !
Sie bekam den Hinweis Ihren Vertragspartner (offizieller Händler in einer europäischen Großstadt) zu kontaktieren, und mit ihm das Ganze zu regeln.
Da der Kontakt zu dem Händler etwas schwierig ist, wurde ich beauftragt nach der Uhr zu sehen.

Nach dem Öffnen kam die Katastrophe zum Vorschein !
Ich habe noch nie so viele Späne in einer relativ neuen Uhr gesehen (siehe Bild).
Das Sperrad hatte nur noch fünf Zähen, es fehlte eine Schraube der Automatikplatine und diese hatte auch noch eine riesen Macke drauf.
Nachdem ich mir die Deckelinnenseite angesehen habe, war mir klar, warum die Garantieleistung abgelehnt wurde. 
Im Boden waren schon zwei Revisionszeichen eingraviert. 
D.h. das Uhrwerk wurde schon zweimal komplett überholt, obwohl die Uhr als neue Uhr verkauft wurde.

Ich habe die Frau auf die Reparaturzeichen angesprochen.
Sie hat mir versichert, dass Ihre Uhr noch nie bei einem Uhrmacher war, solange diese in Ihrem Besitz ist.

Sehr merkwürdig der ganze Vorgang.

Jetzt läuft die Uhr wieder und das hoffentlich länger als zwei Jahre !